Das Alpenvorland.
17
2. Die Fruchtbarkeit des Bodens ist nur mäßig. Den
Geröllboden bedeckt meist nur eine dünne Ackerkrume. Einzelne Teile
jedoch, besonders die Gegend um Straubing, enthalten sehr fruchtbaren
Boden. Diese wird wegen ihrer reich gesegneten Äcker die Korn-
kammer Bayerns genannt. Das Klima ist ziemlich rauh, die
Niederschläge sind häufig. Letzterer Umstand bedingt eine große Anzahl
von Wiesen, weshalb die Viehzucht eifrig betrieben wird. Die Be-
völkerung, links vom Lech Schwaben, rechts Bayern, ist dünn, eine
Folge der mäßigen Bodenfruchtbarkeit und des Mangels an Boden-
schätzen. Nur am Fuß der Alpen befinden sich einige Braun-
kohlenlager. Politisch gehört die Ebene westlich der Jller zu
Württemberg, östlich davon zu den bayerischen Kreisen Schwaben,
Oberbayern und Niederbayern.
3. Die Hochebene wird durchflössen von der Jller, dem Lech,
der Isar und dem Inn und deren Nebenflüssen. Sie eilen in teils
nördlicher teils nordöstlicher Richtung der Donau zu, welche die
nördliche Grenze der Hochebene bildet. Doch ist mit Ausnahme des
Inns keiner dieser Flüsse schiffbar. Denn sie haben ein starkes Gefäll
und breite, ungeregelte Betten. In der Eiszeit sind diese von den
Gletschern und Gletscherwassern geschaffen und ausgefüllt worden.
Heutzutage nimmt ihr Bett zwar nur einen kleinen Teil ihrer weiten
Talgründe ein, doch beherrschen sie bei ihrem Ungestüm und zur Zeit
des Hochwassers dieses fast ganz. Deshalb halten sich die menschlichen
Ansiedelungen fern von den Flüssen.
Die Jller entsteht in den Algäuer Alpen aus drei Quellbächen,
welche sich im Kessel von Oberstdorf vereinigen, und mündet nach
einem gegen Norden gerichteten Laufe bei Ulm. Nahe der Jller liegt
Memmingen in fruchtbarer Ebene.
Der Lech entspringt in Vorarlberg und bildet seit alters die
Grenze zwischen den Schwaben und Bayern. Oberhalb Füssen durch-
bricht der reißende Fluß die Kalkalpen und betritt dann die Hoch-
ebene. Sein linker Nebenfluß ist die Wertach. Am Lech liegt die
Hauptstadt des bayerischen Kreises Schwaben: Augsburg, 102000
Einwohner, eine altberühmte Stadt, einst als Hauptstadt Binde-
liziens Augusta Vindelicorum genannt. Die Stadt, welche schon
Biedermann, Mitteleuropa. 16. Aufl. o
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
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TM Hauptwörter (200): [T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil]]
Das Alpenvorland.
19
Kunstschätzen, sowie an wissenschaftlichen Anstalten.^ Damit im Zu-
sammenhang steht die Blüte des Kunsthandwerks und des Knnsthan-
dels. M. hat eine Universität und Technische Hochschule. Auch als Jndu-
striestadt ist jetzt M. emporgekommen; berühmt sind seine Großbraue-
reieu und Maschinenfabriken. In der Nähe von M, sind die Lustschlösser
Nymphenburg (Porzellanfabrikation) und Schleißheim. Jsarab-
wärts liegt die alte Bischofsstadt Freising mit romanischem Dom.
In der Nähe ist die ehemalige Benediktinerabtei Weihenstephan,
jetzt Akademie für Landwirtschaft und Brauerei. Weiter abwärts an
der Isar liegt die Kreishauptstadt von Niederbayern: Landshut,
25000 E., Mittelpunkt eines ansehnlichen Handels in dem getreide-
reichen Kreise. Die stattlichsten Häuser liegen an der breiten, „Alt-
stadt" genannten Hauptstraße. Die St. Martinskirche ist bekannt wegen
ihres hohen Turmes. Über der Stadt erhebt sich die Burg Traus-
nitz, die ehemalige Residenz der Herzoge von Niederbayern. Fluß-
abwärts liegen die alten Städte Dingolfing und Landau.
Der Inn entspringt in den Graubündener Alpen. Er durch'
strömt das hochgelegene Tal Engadin und tritt nach seinem Durch-
bruch durch den engen Finstermünzpaß in das Jnntal ein. Nach
dem Durchbruch durch die Kalkalpen (bei Kufstein) fließt er in die
bayerische Ebene hinaus und mündet bei Passau. Dort ist er breiter
als die Donau.
Der Hauptzufluß des Inns, die wasserreiche Salzach, fließt
zwischen den Tauern und den Salzburger Alpen nach Osten, dann
wendet sie sich nach Norden, durchbricht in einem engen Quertal die
nördlichen Kalkalpen und betritt die Hochebene, um sich bald darauf
mit dem Inn zu vereinigen.
Am Inn liegt der Eisenbahnknotenpunkt Rosenheim mit Kgl.
* König Ludwig I. (1825—48) errichtete für die Kunstschätze die Museen
und erhob München zum Vorort deutscher Kunst. Von den hervorragenden
Gebäuden sind besonders zu merken: die Kgl. Residenz (mit der Schatzkammer
und der Reichen Kapelle), das Kgl. Hof- und Nationaltheater, die Alte und
die Neue Pinakothek (alte und neuere Gemälde), die Glyptothek (antike und
moderne Bildwerke), das Bayerische Nationalmuseum, das Deutsche Museum,
die Hof- und Staatsbibliothek, die alte Akademie mit reichen naturwissen-
schaftlichen Sammlungen, die Akademie der bildenden Künste, das neue Rat-
haus, schöne Kirchen in verschiedenen Baustilen, hervorragende Denkmäler.
2*
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast]]
20
Das Deutsche Reich.
Saline, am Ausfluß der Trauu in die Ebene Traunstein, an der
Salzach Burg Hausen mit der alten, geräumigen Herzogsburg.
4. Die Donau, zu deren Flußgebiet die Bayerischen Alpen und
das Alpenvorland fast ganz gehören, ist der zweitgrößte Strom Europas.
Sie entspringt am Schwarzwald aus zwei Quellen, der Brigach
und der Brege, durchbricht den Jura und begleitet dann eine Zeit-
lang seinen Südabhang. Bei Ulm tritt sie in Bayern ein und durch-
fließt es zuerst in nordöstlicher Richtung, dann, abgedrängt durch den
Bayerischen Wald, in südöstlicher Richtung bis Passau. Weiter fließt
sie durch Österreich, durch die Ungarische und Walachische Tiefebene
und mündet in das Schwarze Meer.
Bei der württembergischen Stadt Ulm wird sie durch die Jller
schiffbar, wenn auch nur für flachere Schiffe. Ulm, 56000 E., ist
eine ansehnliche Handels- und Industriestadt und Neichsfestuug. Ulm
war im 14. und 15. Jahrh. durch Vermittlung des deutsch italieui-
scheu Handels eine reiche nud mächtige Stadt und die Donau ab-
wärts gingen die Erzeugnisse ihrer Gewerbtätigkeit auf deu „Ulmer
Schachteln" bis Wien und Ungarn. Noch hente zeugen oiele Privat-
Häuser und das prächtige gotische Münster mit dem höchsten Kirch-
türm der Welt (161 m) von der früheren Blüte der Stadt. In der
fruchtbaren Umgebung wird viel Gemüsebau getriebeu.
Bis vor Regensburg wird die Donau meist vou niedrigen,
sumpsigen Uferstrecken begleitet. Hier liegen (im bayerischen Schwaben)
kleinere Städte: Günzburg, Lauingen, Dillingen, Donau-
Wörth und Neuburg, einst Hauptstadt der Pfalzgrafschaft Neuburg.
Weiter folgt Ingolstadt, 24000 E., starke Festung und Eisen-
bahnknotenpunkt. Weiter abwärts durchbricht die Donau den Jura
in einem malerischen Engtal. Hier liegt das alte Benediktinerkloster
Weltenbnrg und Kelheim mit der nahen Befreiungshalle, einer
von König Lndwig I. zum Andenken an die Befreiungskriege erbauten
Ruhmeshalle.
Von Regensburg abwärts bis Paffau bietet die Donau immer
einen schönen Anblick. Links treten die Ausläufer des Bayerischen
Waldes oft hart an ihre Ufer, zur Rechten dehnt sich eiue reich ge-
seguete Fruchtebene aus, deren Hauptort Straubing, 22000 E.,
ist. Bei Deggendorf führt die bayerische Waldbahn über die Donau.
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Extrahierte Ortsnamen: Europas Bayern Donau Wien Ungarn Donau Schwaben Günzburg Lauingen Neuburg Neuburg Ingolstadt Donau Weltenbnrg Kelheim Donau
Das Rheinische Schiefergebirge und die Kölner Bucht. 59
der Römerzeit. Von solchen ist am besten erhalten die Porta nigra
sein römisches Stadttor) und die Moselbrücke; auch sieht man Trüm-
mer des römischen Kaiserpalastes, römischer Bäder (Thermen) sowie
des Amphitheaters. Trier ist auch ein Hauptsitz des Weinhandels. Von
Zzurg Mheinstein.
Cäsar bezwungen). Die römische Stadt Colonia Augusta Treverorum wurde
wahrscheinlich von Augustus gegründet und war bis zum Ende des 4. Jahrh.
mehrfach Residenz römischer Kaiser. Im I. 328 war Agricius erster Bischof
von Trier. Fast 1500 Jahre lang blieb Trier ununterbrochen Sitz der Bischöfe,
Erzbischöfe und Kurfürsten.
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn]]
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Extrahierte Personennamen: Zzurg_Mheinstein Cäsar Augustus Augustus
18
Das Deutsche Reich.
im 1. Jahrhundert uach Christus als ein großer Handelsplatz ge-
schildert wird, verdankte ihren frühen Aufschwung der Lage an der
Handelsstraße zwischen Italien und dem Norden (Verona über Tirols
am Lech abwärts, Donauwörth, Nürnberg, Leipzig). Zu dem Handel
gesellte sich das Gewerbe, namentlich die Weberei und kunstvolle Me-
tallarbeiten. Außerdem war die Stadt ein Geldplatz ersten Ranges.
Die Augsburger Kaufleute, unter denen die Fugger und die Welser
hervorragten, beherrschten den Geldverkehr von und nach Italien fast
vollständig. Denkwürdige Gebäude, wie der Dom, das Rathaus,
der Fuggerpalast, die St. Ulrichskirche, sowie schöne Brunnen erin-
nern noch an die Blüte vor dem Dreißigjährigen Kriege. Auch heut-
zutage ist Augsburg eine bedeutende Handels- und Fabrikstadt (Webe-
reien, Spinnereien, Maschinen).
An der Wertach liegt Kaufbeuren in fruchtbarer Gegend, ehe-
malige Reichsstadt, mit bedeutender Fabriktätigkeit.
Die Isar (= die reißende) kommt vom Karwendelgebirge in
Tirol, läuft zuerst nördlich, dann nordöstlich und mündet unweit
Deggendorf. Sie empfängt in den Alpen den Abfluß des Achen-
sees und des Walchensees, bei Wolfratshausen die Loisach, welche
durch den Kochelsee fließt, bei Moosburg die Amper. Ziemlich in
der Mitte der bayerischen Hochebene, an der Isar, liegt München,
595000 E., die Hauptstadt Bayerns. München ist gegründet von
Heinrich dem Löwen, welcher an der Stelle, wo die Bodenschätze des-
Salzkammergutes die Isar überschritten, um nach Westen befördert
zu werden, eine Zollstätte und eine Salzniederlage errichtete (Ii58)..
An diesen Punkt verlegten später die bayerischen Herzoge ihren Sitz.
Lange Zeit stand München an Größe und Bedeutung hinter Augs-
bürg und Nürnberg zurück. Aber dank seiner zentralen Lage ist es-
immer mehr der Stapelplatz für die landwirtschaftlichen Produkte des-
bayerischen Ober- und Unterlandes geworden. Dazu leitete die 1867
eröffnete Brennerbahn den von Italien über die Mittelalpen führen-
den Verkehr nach München. Mit dieser Linie schneidet sich auch die
sogenannte Orient-Expreßlinie, die den Westen mit dem Osten ver-
bindet (Paris—wien—konstantinopel), so daß die Stadt jetzt ein Haupt-
Mittelpunkt des internationalen Verkehrs ist. Dazu kommt, daß Mün-
chen eine hervorragende Kunststadt ist, reich an Prachtbauten und-
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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Extrahierte Personennamen: Christus Heinrich_dem_Löwen Heinrich
30 Das Deutsche Reich.
Getreide, Obst und Gemüse gebaut. Insbesondere ist das Ge-
biet des Mittel-Maines (Unterfranken) eine der freundlichsten und
fruchtbarsten Landschaften Deutschlands. Sein mildes Klima et>
möglicht auch ausgedehnten Weinbau.
Am Roten Main liegt (in Oberfranken) die Kreishauptstadt
Bayreuth, 34000 E., eine regelmäßig gebaute, gewerbtätige Stadt.
Das Alte und das Neue Schloß und das Opernhaus erinnern noch
an die frühere Herrschaft der Hohenzollerschen Markgrafen. Be-
Würzburg.
Links die ehemalige Festung Marienberg. Im Hintergrund sind Weinberge.
kannt ist auch das Richard Wagner-Theater. Kulmbach am Weißen
Main hat große Bierbrauereien. Am Main abwärts liegen die
Städtchen Lichtenfels (Korbflechtereien) und Staffelstein; gegew
über ist das schön gelegene Schloß Banz.
Bei Haßfurt (in Unterfranken) beginnt der Weinbau. Main-
abwärts liegt Schweinfurt, 22000 E., eine der ältesten Franken-
städte im gesegneten Schweinsurter Gau. Es ist gewerbtütig (Farb-
indnstrie) und hat bedeutende Vieh' und Getreidemärkte. Kitzingen
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
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Extrahierte Ortsnamen: Unterfranken Deutschlands Main Oberfranken Bayreuth Kulmbach Weißen
Main Main Staffelstein Unterfranken
Das Stufenland des Maines. Franken.
hat lebhaften Handel, besonders in Wein. Würzburg/ 84000 E.,
die in einem fruchtbaren Mainkessel schön gelegene Kreishauptstadt, ist
der Mittelpunkt der ganzen Landschaft. Sie ist zugleich Universität^
stadt und hat bedeutenden Weinbau. Der edle Stein- und Leisten-
wein gedeiht hier auf Gehängen von Muschelkalk, der neben Kalk
auch viel Ton enthält. Auch in industrieller Beziehung betätigt sich
jetzt die Stadt (Schaumweinerzeugung, Maschinen, Brauereien, Zi-
garren). Hervorragende Gebäude sind die Residenz, das Juliusspital
und der Dom. An der Mündung der Fränkischen Saale in den Main
liegt Gemünden.^ Von hier abwärts gehört der Main dem Spes-
sartgebiete an. Im obst- und weinreichen Tale folgen nacheinander:
Lohr, mit starkem Holzhandel und Schiffbau, Miltenberg in schöner
Lage, Aschaffenburg,^ 30000 E., am Austritt des Maines äus-
sern Spessart in die Rheinische Tiefebene. Es hat lebhafte Industrie
(Buntpapierfabrikation); bekannt sind das Schloß, die altehrwürdige
Stiftskirche (seit 973) und das Pompejanum.
8. Das Rcgnitzgebiet. Die Regnitz bildet sich aus der Frän-
kischen und Schwäbischen Rezat und hat bis zur Aufnahme der
Pegnitz den Namen Rednitz. Die Mittelfränkische Ebene (zwischen
Frankenjura, Frankenhöhe und Steigerwald) ist im allgemeinen einför-
mig und bei teilweise sandigem Boden nur mäßig fruchtbar. Wo im
Keupergebiet der Sand zu wenig Kalk oder Ton enthält, zeigen sich
ärmliche, mit krüppeligen Kiefern besetzte Flächen, bei günstigerer Zu-
sammensetzung aber trägt der Sandboden vorzüglichen Hopfen. Dies-
bedingt auch die hohe Entwicklung der Bierbrauerei in diesen Ge-
bieten. Sehr ergiebig an Getreide, Obst und Gemüse ist namentlich
das untere Reg Nitztal (in Oberfranken).
1 W. wird zuerst 704 als Castellum Virteburch urkundlich erwähnt..
Unter Kaiser Heinrich Ii. erlangten die Bischöfe herzogliche Würde. Julius
Echter von Mespelbrunn erwarb sich große Verdienste durch Stiftung des Julius-
spitals (1576) und durch Neubegründung der Universität (1582). Von den bau-
lustigen Fürstbischöfen des 18. Jahrh, haben namentlich die Schönborn (1719—46)
mit Hilfe des berühmten Architekten Joh. Balth. Neumann die Stadt verschönert.
2 Gemünden (Münden, Gmünd) — Eintritt eines Flusses in einen andern.
3 Alte Stadt (Asciburgum), schon römisches Kastell, seit 982 zum Erzstist
Mainz gehörig und 200 Jahre lang eine beliebte Sommerresidenz der Kur-
fürsten von Mainz.
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_Ii Heinrich Julius
Echter_von_Mespelbrunn Balth Neumann
Extrahierte Ortsnamen: Maines Main Main Miltenberg Aschaffenburg Maines Rheinische_Tiefebene Frankenjura Frankenhöhe Steigerwald Oberfranken Mainz Mainz
32
Das Deutsche Reich.
An der Fränkischen Rezat liegt die Kreishauptstadt Ansbach,
20 (Xx) E. Das Kgl. Schloß stammt aus der Zeit der Hohenzollerschen
Markgrafen. Bei Spalt wird vorzüglicher Hopfen gebaut. Weißen-
bürg i. B. und Schwabach haben Gold-und Silberdraht-Fabriken.
Mitten im Regnitzbecken, in sandiger, aber fruchtbar gemachter Gegend,
liegt Nürnberg a. d. Pegnitz, 333 Och) E. Die Stadt entstand am
Fuße eines die weite Ebene beherrschenden, leicht zu befestigenden
Sandsteiufelfeus, auf welchem noch jetzt die alte Kaiserburg steht. Die
Stadt wuchs beftäudig und blühte mächtig auf (schon seit den Kreuz-
zügeu) als Verkehrspunkt zwischen Donau- und Rhemgebiet (Regens-
bürg—würzburg) und zwischen Italien und den Hansastädten (Augs-
bürg—leipzig). Im 14. Jahrh. hatte Nürnberg einen Welthandel; auch
waren die Nürnberger sehr ersindsam (Taschenuhren, Messing, Wind-
büchse 2c.). Von den Schäden des Dreißigjährigen Krieges hat es sich,
dank der Zähigkeit seiner rührigen Bevölkerung, wieder erholt und
heute ist es die erste Fabrik- und Handelsstadt Bayerns.
Bekannt sind die Nürnberger Spielwaren und Lebkuchen, sowie seine
Elektrizitätswerke und Bleistiftfabriken, die Metallverarbeitung, der
Maschinenbau. Im Hopfenhandel nimmt Nürnberg den ersten Platz
in Europa eiu. Die Stadt ist auch der Mittelpunkt eines reichen
Schienennetzes. Das Germanische Museum enthält herrliche Kunst-
schätze aller Art.* Noch heute hat die Stadt großenteils Mittelalter-
liches Aussehen (die Burg, herrliche gotische Kirchen, stattliche Giebel-
Häuser mit Erkern, schöne Brunnen, die alte Stadtmauer mit Tor-
türmen). Fürth, 67 000 E., am Zusammenfluß der Rednitz und
Pegnitz, ist eine blühende Handels- und Fabrikstadt; bedeutend sind
namentlich die Blattgold- und die Spiegelglasfabriken. Zwischen Fürth
und Nürnberg wurde 1835 die erste deutsche Eisenbahn gebaut. Nord-
wärts gelangen wir nach der Universitätsstadt Erlangen, 25000 E.,
a. d. Regnitz, dem Ludwigskanal und der Eisenbahn Nürnberg—bamberg
gelegen; große Bierbrauereien. Den Mittelpunkt der Stadt bildet das
markgräfliche Schloß und der schöne Schloßgarten.
* Die Anfänge deutscher Kunst entwickelten sich schon um 1500; hier lebten
der Erzgießer Peter Bischer, der Maler Albrecht Dürer, der Bildhauer Adam
Krasst, der Meistersinger Hans Sachs, der Forschungsreisende Martin Behaim,
i>er Humanist Willibald Pirkheimer.
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
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TM Hauptwörter (200): [T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Nürnberg Peter_Bischer Albrecht_Dürer Albrecht Adam
Krasst Hans_Sachs Martin_Behaim Willibald_Pirkheimer
Das Stufenland des Maines. Franken.
33
Nahe der Mündung der Regnitz in den Main liegt (in Ober-
franken) die altberühmte Bischofsstadt Bamberg/ 48000 E., in
schöner, milder und fruchtbarer Gegend. In alter Zeit war dieser
Kessel durch einen Binnensee ausgefüllt, der durch den Main ent-
wässert wurde und einen fetten Marschboden zurückließ. Die Stadt
hat große Gärtnereien, Hopfenbau, Gewerbtätigkeit und Handel. Der
Dom gehört zu den hervorragendsten romanischen Bauten Deutsch-
lauds. Auf dem Michaelsberge liegen die stattlichen Gebäude der von
Kaiser Heinrich Ii. gestifteten ehem. Benediktinerabtei.
9. Ein kleiner Teil Frankens im Südwesten gehört zum Gebiet
der Donau (durch die Wörnitz und die Altmühl).
Die Wörnitz kommt von der Frankenhöhe, durchfließt in süd-
östlicher Hauptrichtung den Jura und mündet bei Donauwörth. Im
fruchtbaren Wörnitzgrund liegt Dinkelsbühl, ein altertümliches
Städtchen, ehemals schwäbische Reichsstadt. In ihrem weiteren Lauf
durchfließt die Wörnitz das 80 m tief zwischen den Juraflächen ein-
gesenkte fruchtbare Ries, wo vorzüglicher Getreideboden ist und auch
die Zucht der Gänse stark betrieben wird. Hier liegen die zum Kreise
Schwaben gehörigen Orte Öttingen und Nördlingen.
Die Altmühl kommt von der Frankenhöhe, durchbricht in
schlangenförmigen Windungen den Jura und mündet nach einem
gegen Osten gerichteten Laufe bei Kelheim. Das Altmühl- und das
Wörnitztal zeigen (bei ihrem Durchbruch durch den Jura) schroffe,
malerische Felsbildungen. Zahlreiche Burgen und Ruinen erhöhen den
Reiz der Landschaft. An der Altmühl liegen: Treuchtliugen, wich-
tige Eisenbahnstation, das schon genannte Solnhosen und Eichstätt,
alte Stadt, als Bischofssitz 741 von St. Willibald gegründet. Be-
merkenswert sind der Dom und das ehem. fürstbischöfliche Schloß.
Durch den Ludwigs-Donau-Mainkanal wird der Main
mit der Donau verbunden. Er zieht von Bamberg an längs der
Regnitz, überschreitet bei Neumarkt i. O. die dort niedrige Wasser-
scheide des Jura und endet bei Dietfurt an der Altmühl.
1 Alte Stätte des Handels und Ackerbaues, befestigte Stellung gegen die
Slawen; seit 1007 Sitz eines durch Heinrich Ii. gegründeten Bistums.
Biedermann, Mitteleuropa 16. Stuft. q
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_Ii Heinrich Willibald Heinrich_Ii Heinrich Biedermann
Extrahierte Ortsnamen: Maines Main Main Benediktinerabtei Frankens Donau Donauwörth Schwaben Kelheim Ludwigs-Donau-Mainkanal Main Donau Bamberg Dietfurt Mitteleuropa
Das Neckarland.
37
reiche Gewerbetätigkeit, namentlich Metallgewerbe und Baumwollen-
Industrie. In Schwaben ist das Fabrikwesen nach und nach aus dem
alten Handwerk (im Mittelalter) herausgewachsen. Steinkohlenlager
fehlen; deshalb ist man namentlich auf die Kohlen des Rheinischen
Schiefergebirges angewiesen. Dagegen ist Württemberg reich an Salz.
Zahlreiche Salzquellen sprudeln als Zeugen von tiefergelegenen Salz-
schichten in den Neckargegenden empor und verschiedene Salzlager
werden bergmännisch abgebaut. Sehr ergiebig sind namentlich die
Salzlager von Friedrichshall und von Schwäbisch-Hall. Zahl-
reiche Ortschaften und altertümliche Städte beleben die lieblichen Täler.
Das schwäbische Stufenland gehört zu den am dichtesten bevölkerten
Gebieten Deutschlands.
Das Neckargebiet gehört überwiegend zum Königreich Würt-
tembergs Die Bewohner sind meist Schwaben, im Norden und
Nordosten Franken.
5. Die größeren Orte folgen dem Hauptfluß des Landes, dem
Neckar. Dieser berührt zuerst Rottenburg, eine malerisch gelegene,
alte Stadt, Sitz des katholischen Landesbischofes, dann Tübingen,
die freundlich gelegene Universitätsstadt. An der aus dem Neckartal
zum Schwäbischen Jura aufsteigenden Straße (und Eisenbahn) liegt
das gewerbtütige Eßlingen, 32000 E., mit großer Maschinenfabrik.
Etwas abseits vom Flusse, ziemlich in der Mitte des Landes, liegt
die schöne Hauptstadt Stuttgart, 286000 E., mit bedeutender In-
dnstrie (Textilindustrie, Chemikalien, Möbel ?c.) und regem Handel,
ein Hauptsitz des deutschen Buchhandels; technische Hochschule. Die
Stadt ist rings von Höhen eingeschlossen, die mit Reben bewachsen,
von Villen und Gürten besetzt und von Wald gekrönt sind. Den
Schloßplatz umgeben das Kgl. Residenzschloß, das Alte Schloß und
andere hervorragende Gebäude. Anlagen ziehen sich bis Kannstatt^
am Neckar, welches wegen seiner salzhaltigen Eisenquellen als Kurort
1 Das Land hat sehr viele Dichter und Denker hervorgebracht (Wieland,
Schiller, Uhland, Schwab, Schölling, Hegel, Kepler, Friedrich List ic.). Das
Stammschloß der württembergischen Fürsten ist die Burg Wirtenberg auf dem
Rothenberg (ö. von Stuttgart).
' Kannstatt war schon eine alte Römeransiedelung auf der Straße Ulm—
Jura—pforzheim.
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Extrahierte Personennamen: Schwäbisch-Hall Schiller Schwab Hegel Friedrich_List Friedrich